Hier lebten sie nun wie in Abrahams Schoß und schwammen in Lust und Freuden;
Sie aßen sich fett, sie tranken famos und thäten die Augen weiden.
Tagtäglich ging’s bügelhoch und flott – unser Rudel, der hatte indessen
Seinen ganzen Trompetenkram, ja weiß Gott! selbst seinen Wahlspruch vergessen.
Vollkommen ist aber nichts auf der Welt – das ist ´ne alte Weste,
So hatte denn folglich auch unser Held nicht alle Tage bloß Feste.
Wo Feste sind, da ist zumal nicht ferne der Katzenjammer
Der besuchte denn auch, zu seiner Qual, den Rudel in einsamer Kammer.
„Ach Juste! Ach Juste! was ist nur das! Ach Gotte, wie ich mich quäle
So’n Hamburger Beefsteak ist doch kein Spaß und kein Dünnbier Porter und Ale.“
„Ich wollte behaupten den alten Ruhm, das geht aber schief, thu ich merken,
Der Porter, der Porter, der bringt mich noch um, ich dachte, er sollte mich stärken.“
„Na tröste dich, Rudel! Das geht nicht so schnell, so leicht thut kein Unkraut vergehen.“
Und sieh! Er war andern Tags so fidel, als wär ihm gar nichts geschehen.
Was Hamburg Selt’nes und Schönes weist dran that er sich amüsieren.
Den Stintfang, den Hamburger Berg zumeist, nach Herzenslust frequentieren.
Im Theater, da hat er auch nicht gefehlt, doch nur, um sein Müthchen zu kühlen.
„Das Schauspielpack, das mich lange gequält, das soll meine Rache jetzt fühlen.“
„Bin Publikus hier für mein schweres Geld, das sollt ihr mit Schrecken begreifen!
Jetzt wehrt mir’s kein Teufel, ganz wie mir’s gefällt so will ich pochen und pfeifen.“
So ward denn die Zeit ihm niemals lang, er lebte nach Herzensbehagen
Und wenn er mal spürte den Thatendrang, so ging er fischen und jagen.
Und vollbrachte gewaltige Thaten und Fische fast wie ein Hai so groß,
Sind ihm schockweis ins Netz geraten.
Das hat aber Mucken, sage ich euch, so’n Vieh hat mechante Manieren,
Ein’s gab mal dem Rudel ´nen Backenstreich, den verstand er nicht zu parieren.
Er flog über Bord, so lang er war mit ganz verteufelter Schnelle,
Plumps war er versunken mit Haut und Haar, ihn deckte die trüg’rische Welle.
Wenn da nicht ein Schiffer sich rasch entschloß, nachsprang und ihn packte am Kragen,
So hätten ihn jetzt, in der Alster Schoß, wohl längst schon die Fische im Magen.
Dieser Wassersprung verschnupfte ihn doch, sein alter Ruhm war touchieret.
Das machte ihn kleinlaut, sonst hätte er noch seine Reiterkunst producieret.
So verdroß ihn das Treiben denn allgemach, sein Geist thät Größeres sinnen.
Da schaut er mit Sehnsucht den Seeschiffen nach: „Ach, daß ihr mich trüget von hinnen!“
„Ach Rudel! Ach bleib nur von der See, dir war schon die Alster gefährlich;
Wer weiß, ob ich sonst dich wieder seh’. Bleib im Lande und nähre dich ehrlich.“
„Weib, komm mir nicht immer in die Quer mit solchen Spießbürger-Gedanken.
Nach Helgoland will ich, es lockt mich das Meer, halt’s Maul! Ich mag mich nicht zanken.“
„Es regt sich in mir der Thatendurst, der Geist der Nordlandsrecken:
Gefahren – – Gefahren, die sind mir Wurst, die können nur Feiglinge schrecken.“
Der weiße Dampfer, der stach in See, der führte den Rudel von dannen.
Die Gattin, die jammerte Ach und weh! und salzige Thränen rannen.